Freitag, 9. Juni 2017

Kürzen des oberen Zugseiles

Am 8. Dezember mussten wir das obere Zugseil der Pendelbahn Trockener Steg - Klein Matterhorn kürzen. Das Seil wurde im November 2014 erneuert und hat sich seit diesem Zeitpunkt wieder gedehn. Der Spannschlitten der Zugseilverstellvorrichtung in der Bergstation war bereits wieder am hinteren Limit und das bei sehr tiefer Aussentemperatur. Bei steigenden Temperaturen hätte sich daher das Zugseil weiter ausgedehnt und die Kabine hätte dadurch nicht mehr bis zum Puffer an der Bergstation gezogen werden können, da die Gegenkabine bereits an der (Not-)Endlage der Talstation wäre. Desshalb wurde entschieden das Seil noch vor dem Winter zu kürzen.

Am Vortag der Kürzung haben wir bereits alle erforderlichen Werkzeuge und Einrichtungen vorbereitet und an den Ort des geschehens transportiert.
Am Morgen des 8. Dezembers ist dann die eine Arbeitsgruppe in die Bergstation gefahren um die Zugseilverstellvorrichtung nach vorne zu verschieben, während wir in der Talstation uns vorbereitet haben das Seil zu kürzen.

Der erste Schritt war das Messen des Puffereinzuges um daraus berechnen zu können um wieviel das Seil gekürzt werden muss. Dabei wird die Bahn mit minimaler Geschwindigkeit gestartet und sobald sich die Kabine in der Bergstation bewegt, leitet die Gruppe in der Bergstation einen Nothalt ein. Danach wird die Distenz beider Kabinen zum jeweiligen Puffer gemessen. Die Differenz dieser beiden Werte ergibt den Pufferabstand.

Die zu kürzenden Länge definiert sich durch den Puffereinzug*-Soll-Wert minus den Puffereinzug-Ist-Wert plus die doppelte Länge um welche die Zugseilverstellvorrichtung vorverschoben wird.

In unserem Fall ergab dies folgende Rechnung: (bei -18°C an diesem Tag)

Puffereinzug Soll:Tal (2.3 m) - Berg (1.4 m) =0.9 m
Puffereinzug Ist:~ bei -20°C1.2 m
Verschieben Verstellvorrichtung:2 x (6 Löcher x 15 cm)1.8 m
Zu kürzende Länge=2.1 m

Nach dem Messen des Pufferabstandes wurden die beiden Kabinen wieder in die Endlage gefahren und beide Kabinen durch schliessen der Fangbremse gesichert. Hierdurch können sich während des Kürzen des Seiles die Kabinen nicht verschieben und falls das Zugseil durch einen Unfall in richtung Bergstation verreisen würde, könnte wenigstens die Kabine nicht richtung Talstation verreisen.

Abspannschema gemäss Betriebsanleitung
Danach konnte mit der Installation der Klemmplatte mit dem Flaschenzug und Linearzug begonnen werden. Die ganze Installation wird schlussendliche wie auf dem oberen Schema aus der Betriebsanleitung aussehen.

Als erstes wurde der Linearzug installiert und um den Poller hinten verankert. Gleichzeitig wurden die Endlosstruppen an der Kabine befessigt und die 44er Klemmplatte auf das Seil befestigt, so dass sie danach noch verschoben werden kann.
 
Als nächster Schritt wurde die Klemmplatte auf dem Zugseil weit genug raus gezogen, dass man am Schluss genügend Weg zum ziehen hat und im Anschluss werden die Schrauben der Klemmplatte jeweils überkreuz auf das angegebene Drehmoment (hier 255Nm) angezogen.


Danach haben wir das mobile Hilfsgerüst für auf die Tragseile (auf dem Bild ersichtlich und Donnerkugel genannt) und den Flaschenzug montiert. Die Flasche die schlussendlich aussen bei der Klemmplatte sein wird haben wir an der Donnerkugel montiert und eingefläscht. Wenn die Flasche komplett eingezogen war, haben wir die Donnerkugel herausgezogen zur Klemmplatte und die Flasche wurde dadurch auseinander gezogen. Durch dieses Vorgehen konnten wir die Flasche montieren ohne dass 6 Leute auf den Seilen herumturnen müssten.

Nach dem Befestigen des Flaschenzuges an der Klemmplatte können die Verdrehschütze eingesetzt werden und die Flasche kann leicht gespannt werden.

Wenn soweit alles bereit war und der Verdrehschutz eingesetzt, konnten wir mit dem Linearzug beginnnen zu ziehen. Da wir eine 5 fach eingefläschte Flasche haben, ergibt sich aus den 20t am Seilzug schlussendlich ein Kraft von 4t für den Linearzug und den H Träger, an welchem wir den Linearzug befestigt haben. Langsam wurde das Zugseil auf der oberen Seite der Kabine entlastet bis es kein Zug mehr auf dem oberen Zugseil hatte.

Der nächste Schrit war das entfernen der Klemmplatte auf dem Laufwerk, welche das Zugseil nach dem Poller fixiert. Nach dem entfernen der Klemmplatte konnte die Flasche weiter entspannt werden und das Zugseil um den Poller herum weiter durchgezogen werden um die Länge, welche wir das Seil kürzen wollten. Danach konnten wir das übrige Zugseil einfach abtrennen. Nach dem Trennen musste das Seil ein stück weit aufgedreht werden und die Seele des Seils auf der Länge der dickeren Sicherungsseele abgeschnitten werden und das offene Seil um die Sicherungsseele wieder zugedreht werden.

Die Sicherungsseele soll durch den grösseren Durchmesser verhindern, dass das Seil durch die Klemmplatte durchrutschen könnte, falls die Klemmplatte nicht richtig angezogen sein sollte.

Vor dem aufsetzen der Klemmplatte muss das Seil jedoch noch mit einem Abbund gebunden werden, damit es nicht aufgehen kann und seine stabilität behält.
Danach werden die Klemmplatten wieder montiert (Anzugsdrehmoment 437Nm) und das Kabel für die Kommunikation der FUA wieder mit den zwei Halbschalen montiert. Diese zwei Halbschalen stellen zusätzlich noch ein Kontrollmaas dar, um zu kontrollieren das sich das Seil in der Klemmplatte nicht bewegt. Nachdem die Klemmplatte montiert wurde, war der ganze Spuk auch schon fast wieder vorbei. Die Flasche wurde langsam wieder entspannt und alle am Vormittag installierten Sachen wurden wieder in umgekehrter Reihenfolge demontiert.

Am Ende des Tages war alles wieder wie am Anfang des Tages, nur eben das Seil 2.1 Meter kürzer.